Sie trifft ihn, er trifft sie, es funkt. Und weil allein schon diese wenigen Informationen das Kopfkino befeuern, Geheimnisse bekanntlich die Fantasie anregen, bleibt es bei MS MR aus New York (vorerst) auch bei dieser spärlichen Erzählung. Namen? Gesichter? Biografien? Alles Fehlanzeige! Nur drei Fotos auf ihrem Myspace-Profil belegen, dass es sich bei MS MR um ein Duo handelt. Dessen weiblicher Part hat scheinbar ein Faible für Flakons, sein männliches Pendant eins für das Schachspiel. Offensichtlich handelt es sich um eine young miss bzw. young mister. Allerdings, dort endet die gedachte Romanze bereits, denn in den Liedern von MS MR sind Selbstzweifel und Verbitterung die bestimmenden Themen.
“These are hard times for dreamers / and lovers, believers”, heißt es da in Bones, dem ersten Song der im Herbst eingestellten EP Ghost City USA. Wie es der post-apokalyptische Titel schon andeutet: Die namensgebenden Knochen sind natürlich kalte, kalkweiße Gebeine; der verbundenen Seele soll die Isolation gewährt werden, die Uhr zeigt Mitternacht. Ein weiteres Stück, Ash Tree Lane, wurde höchstwahrscheinlich von Mark Z. Danielewskis hintergründiger Horroerzählung House of Leaves (in Deutschland: Das Haus) inspiriert.
Dennoch handelt es sich bei MS MR nicht um eine Gothic-Formation. Eher ist ihre Musik schwermütiger bis dramatischer Synthpop mit Schlagzeugunterstützung, gesprengelt von kleineren Noisesamples. Die Stimme der unbekannten Sängerin erscheint zunächst leicht unterkühlt, packt den Hörer schließlich aber raumgreifend in den Griff von Sentiment und Melancholie.
Solche Klangentwürfe waren zuletzt vor allem in Großbritannien zu hören, bei Florence and the Machine etwa (An Welchs Stimme erinnert jene der MS MR-Sängerin in ihrer Eindringlichkeit auch.) oder bei Patrick Wolf. Dessen Abschiedsode Time Of My Life hat sich die Band angeeignet. Und sie wirkt ihnen wie auf den Leib geschneidert, wenngleich sich Songstruktur und Arrangement stark am Original orientieren.
Inhaltlich knüpft nun Hurricane, MS MR’s neuestes, gerade veröffentlichtes und bislang bestes Lied, an die Beziehungsaufarbeitung an. Auch hier bleibt die Protagonistin allein zurück, das Schicksal wurde allerdings notgedrungen selbst gewählt. Eine empfangene Liebe kann nicht erwidert, aus Angst vor den eigenen Dämonen wird das Herz verschlossen. Ein angenehm schwerer Kopfnickbeat und dezente Streicher lassen dabei jedoch nicht allzu Melancholie aufkommen – Pop von Format! Für 2012 sollte MS MR der Durchbruch ins Haus stehen, und siehe da: Im Vorprogramm von Marina and the Diamonds gilt es demnächst, die allerersten Liveauftritte zu absolvieren.
Dies ist ein durch Myspace Deutschland vermittelter Eintrag.